In den Jahren seit 1995 haben sich die Internet Domain
Namen von einer intellektuellen Kuriosität zu einem der am international
heftigst diskutierten Immaterialgüterrechte gewandelt.
Juristen und vor allem die Gerichte haben keine Wahl
als zu versuchen, sich mit Zweck und Funktion der Domainnamen auseinanderzusetzen
und versuchen, sinnvolle Prinzipien zu entwickeln, wie solche Domainnamenprobleme
gelöst werden können. Dies soll der Zweck dieses Abschnitts sein.
Die rasch anwachsende Zahl weltweit erreichbarer Internetnutzer,
vielfältige multimediale Anwendungsmöglichkeiten und Interaktivität
machen das Internet sowohl zu einem idealen Marktplatz als auch zu einem
idealen Ort, um Werbung zu treiben.
Auffallend viele TV und Printwerbungen tragen bereits
Webadressen, an denen der zukünftige Kunde mehr Information über
die Waren oder Leistungen des Unternehmens erfahren kann. Die norwegische
Fluglinie Brathens bemalt sogar die Außenhaut ihrer Flugzeuge mit
der Internetadresse http://www.brathens.no.
Im Gegensatz zum Marketing über die klassischen
Massenkommunikationsmittel, die sich an einen passiven Rezipienten richten,
muß der Internetnutzer zum Abruf der im Internet verfügbaren
Informationen aber selbst aktiv werden. Ein Unternehmen, welches das Internet
als “globalen Marktplatz” nutzen will, muß seine potentiellen
Kunden daher wissen lassen, wo es im “Cyberspace” zu erreichen
ist. Um dem Internetnutzer das Auffinden der eigenen Web-Seiten im Internet
zu erleichtern, ist es wichtig, eine kurze und leicht einprägsame Internetadresse
zu wählen. Keine Internetadresse ist hierzu besser geeignet als eine
solche, die Marke, Firmenname oder ein sonstiges Kennzeichen des Unternehmens
enthält.
Im Unterschied zum traditionellen Geschäftsverkehr,
wo aufgrund geographischer Entfernung oder mangels der erforderlichen Branchennähe
die Benutzung identischer Kennzeichen ohne Konflikte möglich ist, kann
ein Domain-Name im “globalen Dorf" des Internet aufgrund seiner Adressfunktion
jedoch nur einmal vergeben werden. Man bezeichnet dieses Phänomen auch
als “ flachen Adressraum ”.[795]
Nicht wenige Unternehmen, die bemüht waren, ihre Marke oder Firma im
Internet als sogenannten Domain-Name registrieren zu lassen, mußten
daher die Erfahrung machen, daß die eigene Marke, die Firma oder ein
sonstiges Kennzeichen bereits von einem anderen Unternehmen oder einer Privatperson
im Internet benutzt wird.
Auch Kennzeichen, die außerhalb des Internets
konfliktfrei benutzt wurden, kommen sich im Cyberspace plötzlich ins
Gehege. Der Domain-Name "heidelberg.de" [796]
wurde sowohl von einem Computerunternehmen, das eine Website mit Informationen
über die Stadt Heidelberg anbietet, als auch von der Stadt Heidelberg
als Domain-Name beansprucht.
Und dieses Problem explodiert, wie man an der Zahl
der monatlich neu registrierten Domainnamen erkennen kann: Allein das Unternehmen
InterNIC, das für die Registrierung un dvrewaltung der Domains .com,
.net, .org, .edu und .gov verantwortlich zeichnet [797],
registrierte im Jahr 1997 108.000 Domains pro Monat! [798]
Dies wirft auch einen erklecklichen Gewinn ab. Das Unternehmen hat in weniger
als 5 Jahren 1,3 Millionen Domain Namen registriert und dabei fast 80 Millionen
US$ an Gebühren eingenommen. [799]
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